Zahlen - Daten - Fakten

An dieser Stelle veröffentlichen wir aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Gleichstellung

Gleichberechtigung in der Arbeitswelt?
Frauen verdienen 18% weniger (Gender Pay Gap) Frauen verdienen in gleichem Job wie Männer 6% weniger (bereinigter Gender Pay Gap), (Statistisches Bundesamt 2024)
Who cares?
Frauen leisten 43,8 % mehr Care-Arbeit - Dies entspricht täglich 77 Minuten mehr (BMFSFJ, 2024)
Kosten der häuslichen und sexualisierten Gewalt von Männern?
Mehr als 54 Milliarden Euro pro Jahr (EIGE 2021)
Sicheres Zuhause?
Jeden dritten Tag wird eine Frau durch ihren (Ex)Partner getötet
Politische Repräsentanz?
Nur ein Drittel der Parlamentarier*innen im Deutschen Bundestag ist weiblich

Gender Pay Gap 2024 : 18 Prozent

Der Gender Pay Gap beschreibt den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern. Die Ursachen hierfür können unterschiedlich aussehen: Frauen arbeiten beispielsweise in schlechter bezahlten Berufen oder erreichen seltener Führungspositionen als Männer. Einige Frauen erhalten auch dann von ihrem Arbeitgeber weniger, wenn Tätigkeit, Bildungsweg und Erwerbsbiografie vergleichbar mit denen der männlichen Kollegen sind. Dabei unterscheidet man zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap.
Das Thema Verdienstungleichheit hat aber weitere Dimensionen: Frauen nehmen zum einen seltener am Erwerbsleben teil als Männer und arbeiten darüber hinaus häufiger in Teilzeit. Dies schmälert die finanziellen Möglichkeiten und verstärkt Verdienstungleichheit weiter.
Der Gender Gap Arbeitsmarkt vereint neben dem Gender Pay Gap nun auch Unterschiede in der bezahlten Arbeitszeit (Gender Hours Gap) und in der Erwerbstätigenquote (Gender Employment Gap) und erweitert so die Perspektive auf die Verdienstsituation von Frauen und Männern.
Diesen neuen Indikator können Sie in unserem Gender Gap Simulator besser kennenlernen. Hier können Sie auch mehr über die Dimensionen und Ursachen von Verdienstungleichheit erfahren.
Wie es in weiteren Bereichen um die Gleichstellung von Frauen und Männern steht, zeigen unsere Gleichstellungsindikatoren.

Gender Pay Gap 2024

Indikator berücksichtigt neben Unterschieden in Bruttostundenverdiensten auch jene bei Arbeitszeit und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern

Gender Pay Gap und Gender Hours Gap bei 18 %, 

Gender Employment Gap bei 9 %
Verdienstungleichheit geht langfristig zurück

WIESBADEN – Der Gender Pay Gap gilt als der zentrale Indikator für Verdienstungleichheit zwischen Frauen und Männern. Diese ist jedoch nicht nur auf Bruttostundenverdienste begrenzt. Auch Phasen der Teilzeitarbeit oder Zeiten ohne Erwerbstätigkeit wirken sich langfristig auf die Verdienste aus. Der Gender Gap Arbeitsmarkt als Indikator für erweiterte Verdienstungleichheit betrachtet daher neben der Verdienstlücke pro Stunde (Gender Pay Gap) zusätzlich die Unterschiede in der bezahlten monatlichen Arbeitszeit (Gender Hours Gap) und in der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern (Gender Employment Gap). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Equal Pay Day mitteilt, lag der Gender Gap Arbeitsmarkt im Jahr 2023 bei 39 % und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Langfristig nahm die Verdienstungleichheit ab: Gegenüber dem Jahr 2014 sank der Gender Gap Arbeitsmarkt um sechs Prozentpunkte. 

Hauptursachen für erweiterte Verdienstungleichheit ist neben niedrigeren Stundenverdiensten die geringere Arbeitszeit von Frauen

Der unbereinigte Gender Pay Gap lag im Berichtsjahr 2023 bei 18 %. Das heißt, Frauen verdienten 18 % weniger pro Stunde als Männer. Ausgehend vom unbereinigten Gender Pay Gap lassen sich knapp zwei Drittel der Verdienstlücke durch die für die Analyse zur Verfügung stehenden Merkmale erklären. Demnach ist ein Großteil der Verdienstlücke darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Auch die häufigere Teilzeit geht mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einher. Das verbliebene Drittel des Verdienstunterschieds kann nicht durch die im Schätzmodell verfügbaren Merkmale erklärt werden. Dieser unerklärte Teil entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap von 6 %.  

Eine wesentliche Ursache für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ist also die höhere Teilzeitquote von Frauen. Während Männer 2023 im Monat 148 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 121 Stunden. Damit brachten Frauen 18 % weniger Zeit für bezahlte Arbeit auf als Männer (Gender Hours Gap). 

Auch in der Erwerbsbeteiligung gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit aus dem Jahr 2022 zeigen, dass 73,0 % aller Frauen einer bezahlten Arbeit nachgingen. Bei den Männern waren es 80,5 %. Damit lag der Gender Employment Gap im Jahr 2022 bei 9 %. 

Aus den drei genannten Gender Gaps wird der Gender Gap Arbeitsmarkt berechnet. Je höher der Gender Gap Arbeitsmarkt, desto stärker ist die Verdienstungleichheit auf dem Arbeitsmarkt ausgeprägt. Die einzelnen Gender Gaps geben dabei Aufschluss über strukturelle Ursachen von Verdienstungleichheit. Besonders im Zeitverlauf oder im Vergleich zwischen Regionen lässt der Gender Gap Arbeitsmarkt interessante Einblicke in die verschiedenen Ursachen und Entwicklungen von Verdienstungleichheit zu. 

Im langfristigen Vergleich sank der Gender Gap Arbeitsmarkt um sechs Prozentpunkte

Im Berichtsjahr 2014 lag der Gender Gap Arbeitsmarkt noch bei 45 %. In den vergangenen Jahren näherte sich die Verdienst- und Beschäftigungssituationen von Frauen und Männern somit aneinander an. Wie auch 2023 waren die Hauptursachen die geringeren Stundenverdienste (Gender Pay Gap 2014: 22 %) und Arbeitszeiten von Frauen (Gender Hours Gap 2014: 21 %). 

 
Dass der Gender Gap Arbeitsmarkt kleiner geworden ist, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bruttostundenverdienste der Frauen stärker stiegen als die der Männer. Dies führte zu einem Rückgang des Gender Pay Gap um vier Prozentpunkte, von 22 % auf 18 %. Zusätzlich verringerte sich der Gender Hours Gap um drei Prozentpunkte, von 21 % auf 18 %. Das lag vor allem an einem Rückgang von Männern geleisteten Arbeitsstunden. Sie sanken von 154 Stunden im Jahr 2014 auf 148 im Jahr 2023. Bei den Frauen blieben die bezahlten Stunden mit 121 im Jahr 2023 nahezu konstant (2014: 122 Stunden). 

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nahm zudem stärker zu als die der Männer. Im Jahr 2014 waren 69,3 % aller Frauen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig, neun Jahre später waren es 73,0 %. Bei den Männern stieg die Erwerbstätigenquote um knapp drei Prozentpunkte. Der Gender Employment Gap sank damit von 11 % auf 9 %. 

Methodische Hinweise:

Die Berechnungen von 2014 und 2018 zu den einzelnen Gender Gaps basieren auf der vierjährlichen Verdienststrukturerhebung (VSE), die letztmalig für das Berichtsjahr 2018 durchgeführt und anschließend fortgeschrieben wurde. Ab dem Berichtsjahr 2022 wurde die VSE durch die neue monatliche Verdiensterhebung abgelöst. Die Ergebnisse des Gender Pay Gap und des Gender Gap Arbeitsmarkt basieren auf den Erhebungen eines repräsentativen Monats. Dabei handelt es sich um den April. Die zur Berechnung des Gender Employment Gap verwendeten Erwerbstätigenquoten stammen aus dem Mikrozensus

Allgemeine Hinweise zur Berechnungsweise des Gender Gap Arbeitsmarkt liefert der Glossareintrag zum Indikator. Einen EU-Vergleich liefert die Datenbasis von Eurostat. Weitere Informationen zum Gender Pay Gap sind in der Rubrik "Häufig gestellte Fragen" auf der Themenseite "Gender Pay Gap" im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes zu finden. 

Weitere Informationen:

Unser Gender Gap Simulator ermöglicht interessierten Nutzenden verschiedene Ursachen von Verdienstungleichheit anhand von simulierten Szenarien kennenzulernen. Dabei können Nutzende verschiedene Komponenten auf dem Arbeitsmarkt verändern und die damit verbundenen Auswirkungen auf Verdienstungleichheit beobachten. Neben dem Gender Pay Gap stehen hier insbesondere die Themen Arbeitszeit und Erwerbsbeteiligung im Fokus. 

Weitere Ergebnisse zum unbereinigten Gender Pay Gap in Deutschland bieten die Tabellen auf der Themenseite "Verdienste und Verdienstunterschiede". Ergebnisse nach EU-Mitgliedstaaten bietet die Grafik auf der Themenseite "Europa in Zahlen" oder sind in der Eurostat-Datenbank verfügbar. 

Arbeitsrecht: Artikelsammlung zum Gender Pay Gap

Der Artikel spricht folgende Punkte an:

  • Kurz & knapp: Gender Pay Gap

  • Was ist der Gender Pay Gap? Eine Erklärung

  • Definition: Unbereinigter Gender Pay Gap

  • Bereinigter Gender Pay Gap: Definition

  • Gender Pay Gap: mögliche Gründe

  • “Frauenberufe” werden geringer bezahlt

  • Frauen haben ein anderes Bewerbungsverhalten

  • Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap

  • Gender Pay Gap in der EU

  • Quellen und weiterführende Links

Frauen leisten 9 Stunden wöchentlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer

Der Gender Care Gap beträgt aktuell 43,8 Prozent. Das bedeutet, Frauen verwenden durchschnittlich täglich 43,8 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Umgerechnet sind das 77 Minuten Unterschied pro Tag. So verbringen Männer pro Woche knapp 21 Stunden und Frauen knapp 30 Stunden mit unbezahlter Sorgearbeit. Im Vergleich zur letzten ZVE 2012/2013 hat sich der Gender Care Gap verringert - damals lag er bei 52,4 Prozent.

Wirtschaftliche Nachteile als Konsequenz

Der Gender Care Gap zeigt: Frauen arbeiten mehr als Männer, wenn die bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen betrachtet wird. Dabei bringen sie deutlich mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit wie Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt auf - Zeit, die ihnen für Erwerbsarbeit fehlt.

Für Frauen ergeben sich dadurch wirtschaftliche Nachteile in Bezug auf ihre Entlohnung, ihre beruflichen Chancen, ihre ökonomische Eigenständigkeit und letztlich auch auf ihre Alterssicherung. Im Umkehrschluss heißt dies: wenn die unbezahlte Sorgearbeit gerechter zwischen Frauen und Männern verteilt wird, können Frauen - genauso wie Männer - wirtschaftlich eher auf eigenen Beinen stehen, auch bei veränderten Lebensumständen wie Trennung oder Scheidung.

Frauen leisten jährlich 72 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit

Frauen in Deutschland leisten jährlich 72 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit. Das ist mehr als die Summe aller Arbeitsstunden von Erwerbstätigen in Deutschland. Obwohl die Sorgearbeit einen elementaren Beitrag zur Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft leistet, wird sie wie ein Nebenschauplatz des Wirtschaftslebens behandelt. In einem neuen Kurzpaper zeigen wir, welchen Wert unbezahlte Sorgearbeit hat und wie ungleich sie zwischen Frauen und Männern verteilt ist. 

Sorgearbeit macht Wertschöpfung erst möglich

  • Der Großteil unbezahlter Sorgearbeit wird in Deutschland weiterhin von Frauen getragen. Dazu zählen u. a. Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Besorgungen.
  • Jährlich leisten Frauen und Männer über 18 insgesamt 117 Milliarden Stunden unbezahlter Sorgearbeit. Davon werden 72 Milliarden Stunden allein durch die Frauen getragen. 
  • Zum Vergleich: Das Arbeitsvolumen der Volkswirtschaft, also die Summe aller in Deutschland geleisteten Erwerbsstunden, beträgt jährlich 60,6 Milliarden Stunden. Der zeitliche Aufwand für Sorgearbeit in Deutschland übersteigt den für Erwerbsarbeit also deutlich.
  • Mit 40,3 Milliarden Stunden entfällt mehr als ein Drittel der unbezahlten Sorgearbeit auf Kinderbetreuung und Angehörigenpflege, davon leisten Frauen 28,2 Milliarden Stunden, Männer nur 12,1 Milliarden Stunden.
  • Würden Kinderbetreuung und Angehörigenpflege durchschnittlich entlohnt, hätten sie einen Wert von 1,2 Billionen Euro. Zum Vergleich: das BIP im Jahr 2021 betrug 3,6 Billionen Euro.
  • Die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit führt dazu, dass Frauen im Vergleich zu Männern Nachteile im Erwerbsleben, ihrem Lebenseinkommen und in der Alterssicherung haben. 

immense Kosten häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen

Die Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) schätzt die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt in der EU auf 366 Milliarden Euro pro Jahr. Die gesellschaftlichen Folgekosten von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen belaufen sich für Deutschland demnach auf ca. 54 Milliarden Euro pro Jahr, das ist die unglaubliche Summe von 148 Millionen Euro pro Tag.

Die hohen Kosten entstehen z.B. im Gesundheitssystem, bei Polizei und Justiz und durch Arbeitsausfall der Betroffenen. Nur ein verschwindend geringer Teil der 54 Milliarden wird bisher für die staatliche Finanzierung von Unterstützungsangeboten, wie Fachberatungsstellen aufgewendet.